Was ist das Mantra Om: Ursprung und Bedeutung

Das Mantra “Om” ist viel mehr als nur eine einfache Silbe in der Yogapraxis; es ist eine uralte Verbindung zum Universum und zum Göttlichen. In diesem Artikel erkunden wir die Geheimnisse dieses mächtigen Mantras, analysieren seinen Ursprung, seine Aussprache und seine Bedeutung im Yoga und in der Spiritualität.
Inhaltsverzeichnis
- Bedeutung des Mantras Om
- Woher stammt das Mantra Om?
- Wie wird 'Om' richtig ausgesprochen?
- Welche Bedeutung hat Om im Yoga?
- Warum wird Om in Yogastunden gesungen?
- Vorteile des Rezitierens des Mantras Om
- Was stellt das Symbol Om (ॐ) dar?
Bedeutung des Mantras Om
Das Mantra Om, symbolisiert durch das heilige Zeichen ॐ, ist eines der ältesten und verehrtesten Mantras in den spirituellen Traditionen Indiens. Es repräsentiert die Essenz des Universums und ist ein uralter Klang, der die Wahrheit und die letztendliche Realität verkörpert. In seiner Schwingung umfasst Om alles, was existiert und alles, was nicht existiert. Dieser heilige Klang ist eine Synthese aus Spiritualität und Materie und symbolisiert die Vereinigung der individuellen Seele mit dem Göttlichen, dem Brahman, der höchsten Realität.
Mehr als nur eine Silbe ist Om ein Symbol für Verbindung und Einheit. In spirituellen Praktiken wie Yoga und Meditation hilft das Rezitieren von Om, die individuelle Energie mit der des Universums in Einklang zu bringen. Jede Wiederholung von Om erinnert an unsere Verbindung mit der Schöpfung und ist ein Aufruf zu Harmonie und innerem Frieden. Es wirkt als Brücke zwischen der materiellen und der spirituellen Welt und erleichtert den Weg zur Erleuchtung und zum tiefen Verständnis des Selbst.
Woher stammt das Mantra Om?
Der Ursprung des Mantras Om reicht bis zu den alten Schriften Indiens zurück, wie den Veden und Upanishaden, die Tausende von Jahren alt sind. In diesen Texten wird Om als kosmischer Klang präsentiert, der ursprüngliche Klang des Universums, aus dem alles andere hervorgegangen ist. Dieses Konzept findet sich in verschiedenen dharmischen Philosophien und Religionen wie Hinduismus, Buddhismus und Jainismus wieder, wo Om als die Wurzel allen spirituellen Wissens gilt.
In der hinduistischen Philosophie repräsentiert Om das Ganze, die Gesamtheit der Existenz, und wird mit den wichtigsten Göttern wie Brahma, Vishnu und Shiva in Verbindung gebracht. Im Buddhismus, insbesondere in den tantrischen Traditionen, spielt es ebenfalls eine große Rolle als Bestandteil längerer Mantras. Diese Universalität des Om unterstreicht seine Bedeutung in spirituellen und philosophischen Praktiken und macht es zu einem Symbol für Einheit, Frieden und spirituelles Wissen im Laufe der Jahrhunderte.
Wie wird “Om” richtig ausgesprochen?
Die korrekte Aussprache von Om ist entscheidend für seine Wirkung und Bedeutung. Die Silbe wird als “AUM” ausgesprochen und besteht aus drei Lauten: A (ahh), U (ooh) und M (mmm). Diese drei Laute symbolisieren verschiedene Aspekte der Göttlichkeit und der Existenz. Der Laut “A” steht für den Anfang, die Schöpfung; das “U” symbolisiert die Erhaltung, und das “M” steht für Transformation oder Zerstörung. Zusammen repräsentieren diese Laute den vollständigen Kreislauf der Existenz.
Bei der Aussprache von Om beginnt man mit einem offenen und tiefen Laut “A”, der in der Kehle beginnt und sich zur Brust hin öffnet. Der Laut geht in ein “U” über, das in Richtung Gaumen vibriert, und endet schließlich mit einem “M”, das als Schwingung im vorderen Teil des Mundes und des Schädels spürbar ist. Dieser Prozess hat nicht nur eine spirituelle Bedeutung, sondern hilft auch, den Geist und den Körper zu beruhigen und sie auf Meditation oder Yoga vorzubereiten.
Welche Bedeutung hat Om im Yoga?
Im Yoga steht Om für weit mehr als nur eine einfache Gesangs- oder Meditationspraxis. Es ist ein Symbol für die tiefe Verbindung zwischen dem Praktizierenden und dem Universum. Beim Intonieren von Om zu Beginn oder am Ende einer Yogasitzung geht es darum, Geist, Körper und Seele mit den universellen Energien in Einklang zu bringen.
Dieser heilige Klang wirkt wie ein Katalysator für mentale Ruhe und Konzentration und schafft einen Raum der Gelassenheit und des Fokus für die Praxis. Das Om im Yoga bereitet nicht nur den Körper und den Geist auf die Sitzung vor, sondern symbolisiert auch die Absicht, das individuelle Selbst mit dem kosmischen Ganzen zu vereinen, was eine tiefere und bereichernde Erfahrung ermöglicht.
Warum wird Om in Yogastunden gesungen?
Das Singen von Om in Yogakursen hat mehrere Zwecke. Zunächst schafft es ein Band der Verbindung und Einheit zwischen den Teilnehmern und sorgt für eine kollektive Atmosphäre von Fokus und Gelassenheit. Darüber hinaus hilft der vibrierende Klang von Om, den Geist zu beruhigen und die Aufmerksamkeit zu zentrieren, wodurch mentale und emotionale Ablenkungen beseitigt werden.
Das Singen von Om wird auch als förderlich für die körperliche Gesundheit angesehen, da die erzeugte Vibration zur Muskelentspannung und Beruhigung des Nervensystems beiträgt. Diese Praxis ist nicht nur ein symbolischer Beginn oder Abschluss der Yogastunde, sondern auch ein kraftvolles Werkzeug, um die spirituelle und körperliche Erfahrung des Yoga zu vertiefen.
Vorteile des Rezitierens des Mantras Om
Das Rezitieren des Mantras Om hat zahlreiche Vorteile für Geist und Körper:
- Stress und Angst reduzieren: Die Vibration von Om fördert die Entspannung und verringert mentale Spannungen und Unruhe.
- Konzentration verbessern: Die Fokussierung, die für das korrekte Intonieren von Om erforderlich ist, hilft, die Aufmerksamkeit und geistige Klarheit zu steigern.
- Spirituelle Verbindung fördern: Das Wiederholen von Om kann das Gefühl der spirituellen Verbundenheit und Einheit mit dem Universum intensivieren.
- Energie im Körper ausrichten: Die Vibration von Om hilft, die Chakren oder Energiezentren des Körpers zu balancieren und auszurichten.
- Fördert die Atemgesundheit: Die Praxis des Singens von Om beinhaltet eine bewusste Kontrolle der Atmung, was die Lungenkapazität und die Atmung verbessern kann.
Was stellt das Symbol Om (ॐ) dar?
Das Symbol Om (ॐ) ist eine visuell reiche und komplexe Darstellung des Klangs Om. Jeder Teil des Symbols hat eine spezifische Bedeutung: Die untere Kurve symbolisiert den Wachzustand, die obere Kurve stellt den Tiefschlafzustand dar, und die sich nach außen erstreckende Kurve symbolisiert den Traumzustand. Der Halbmond und der Punkt an der Spitze symbolisieren den transzendentalen Zustand – ein Bewusstseinsniveau, das über die konventionellen physischen und mentalen Zustände hinausgeht.
Dieses Symbol repräsentiert nicht nur die verschiedenen Bewusstseinszustände, sondern auch die wesentlichen Aspekte des Universums: Materie, Seele und Gott. Das Om als Symbol ist eine visuelle Erinnerung an die Verbindung zwischen dem Mikrokosmos (dem Individuum) und dem Makrokosmos (dem Universum). In der spirituellen Praxis und im täglichen Leben dient das Symbol Om als ständiger Hinweis auf unsere wahre Natur und unsere Verbindung mit allem, was existiert.
Shiva Shakti - Yoga als Tanz der Harmonie

In der Welt der Yogatradition wimmelt es von Götterfiguren, Mythologien und Konzepten als Ausdruck tiefer philosophischer Weisheiten. Einer ihrer spannendsten Aspekte und symbolischen Repräsentationen stellt der Tanz von Shiva und Shakti, der großen Polaritäten, dar. Ihr kosmischer Tanz zelebriert als lebendiges Symbol die Vereinigung der grundlegenden Kräfte, die das Universum durchdringen. Shiva, das männliche Prinzip, verkörpert das unveränderliche Bewusstsein, die Stabilität und das Göttliche, während Shakti, das weibliche Prinzip, die dynamische Energie, die Kreativität und die Manifestation symbolisiert. Das uralte Bild dieses göttlichen Tanzpaares repräsentiert die dynamische und symbiotische Beziehung dieser beiden Pole.
„Shiva, der Tänzer, und Shakti, der Tanz, sind untrennbar miteinander verbunden und erschaffen gemeinsam den ewigen, göttlichen Tanz der Schöpfung.“
Der Tanz von Shiva und Shakti erinnert uns auf eindrückliche Weise daran, dass in der Vereinigung der Gegensätze tiefe Harmonie sowie das gesamte Schöpfungspotential liegt. Die Stille und die Bewegung, das Männliche und das Weibliche, das Göttliche und das Menschliche – sie alle sind Teil dieses ewigen Tanzes. Wenn wir uns auf diesen Tanz einlassen, erfahren wir die Einheit von allem, was ist. Das ist Yoga: Vereinigung.
So lehrt uns der Yoga-Pfad, dass die Harmonie und das Gleichgewicht dieser beiden Prinzipien von entscheidender Bedeutung sind, um ein erfülltes und bewusstes Leben zu führen. Doch wie sieht es in der modernen Yogapraxis und im heutigen Leben im Allgemeinen aus? Werden diese beiden Pole gleichwertig gelebt und unterrichtet? Aus meiner Perspektive und Empfindung scheint ein deutliches Ungleichgewicht zu herrschen. Das weibliche Prinzip, Shakti, wird oft vernachlässigt, wenn nicht gar unterdrückt.
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Shakti / Power – Die Weibliche Schöpfungskraft
Shakti symbolisiert die göttliche weibliche Energie, die die treibende Kraft hinter allem Leben und der Schöpfung ist. Sie wird oft als göttliche Mutter oder Göttin dargestellt, die alles durchdringt und alles belebt. Shakti wird auch als die aktive, kreative Kraft des Universums geehrt, die das Männliche (Shiva) in Bewegung setzt und die Vielfalt der Welt hervorbringt.
In der yogischen Praxis wird sie als die innere Energie begriffen, die im Menschen fließt. Diese Energie soll durch verschiedene Yoga-Rituale aktiviert und aufgeweckt werden, um die spirituelle Entwicklung und das Bewusstsein zu fördern. Shakti wird demzufolge auch als Kundalini-Energie bezeichnet, die entlang der Wirbelsäule aufsteigt und durch die Chakren fließt, um Erkenntnis und schließlich Erleuchtung zu ermöglichen. Sie ist die machtvolle kreative Ausdruckskraft des Bewusstseins.
Shiva / Mind – Die Dominanz des Männlichen Prinzips
In der klassischen Yogatradition steht oft Shiva im Mittelpunkt. Er wird meist als der stille Beobachter und das ewige Bewusstsein dargestellt. Seine Meditationshaltung und sein zurückgezogener Ausdruck symbolisieren die Stille und das tiefe Bewusstsein, das jenseits der Dualität existiert. Seine kontemplative Natur und Stärke zeigen sich in den strengen Asana-Formen und philosophischen Lehren.
Man könnte sagen, dass diese einseitige Betonung des vergeistigten männlichen Prinzips zur “Verehrung des Geistes über der Materie” geführt und eine Kultur der körperlichen Kontrolle hervorgebracht hat. Dies spiegelt sich auch heute noch in der Vorherrschaft von Anstrengung und physischer Herausforderung in der Yogapraxis wider. Oft liegt der Schwerpunkt auf Strenge und Disziplin, und anstatt unseren Körper in seiner natürlichen Intelligenz und Weisheit anzuerkennen, versuchen wir, ihn zu kontrollieren und in starre geometrische Formen zu zwingen. Dadurch kann der Ehrgeiz überhandnehmen, und wir überschreiten Grenzen. Wir wollen die Meisterschaft über den Körper erlangen anstatt ihn in seiner Einzigartigkeit wahrzunehmen und wertzuschätzen. Das Streben nach geistigen Höhen lässt uns schnell den Kontakt zum Körper, zu unserem emotionalen und seelischen Befinden und somit zu unserem tieferen inneren Wissen verlieren.
„In der Yogatradition symbolisiert Shiva reines Bewusstsein, während Shakti Bewusstsein in Bewegung repräsentiert. Shiva ist der Urheber der Schöpfung, und Shakti ist die Schöpfung selbst. Diese beiden Aspekte sind in ihrem Wesen eins und können nicht voneinander getrennt werden.“
In unserer Yogapraxis streben wir bewusst oder unbewusst danach, die Polaritäten von Shiva und Shakti in uns selbst auszubalancieren. Dies bedeutet nicht nur Körper und Geist zu vereinen, Stille und Bewegung, Aktivität und Passivität zu integrieren, sondern Polaritäten zu akzeptieren und in Einklang zu bringen.
Was also können wir tun, um das weibliche Prinzip, Shakti, in unsere Yogapraxis und unser Leben zurückzubringen? Hier sind einige Ansätze:
- Anerkennung der weiblichen Qualitäten: In einer vom männlichen Prinzip dominierten Welt, in der Erfolg oft mit Leistung, Ratio und Intellekt gleichgesetzt wird, bleibt wenig Raum für weibliche Qualitäten wie Intuition, Kreativität und Einfühlungsvermögen. So dürfen wir zunächst die Qualitäten von Shakti in uns selbst und anderen erkennen und gebührend würdigen, denn schließlich ist Sie die treibende Kraft im Universum.
- Integration in die Yogapraxis: In unserer Asana-Praxis können wir die Idee der “sanften Hingabe” einführen, indem wir auf die Bedürfnisse unseres Körpers hören und ihn auf eine behutsame und intuitive Weise, seinen eigenen Impulsen folgend, fließen lassen, anstatt ihn in vorgegebene Formen zu pressen. Hierfür darf die Praxis langsamer, achtsamer und liebevoller werden, um die Bewegung und Energieströme bewusster wahrzunehmen, zu spüren, was ist, und auch, was nicht ist. Indem wir die Yoga-Praxis wieder für das eigene Spüren öffnen, treten wir nicht nur in echten Kontakt mit unserem Körper, sondern bauen auch eine innige Verbindung zu uns selbst, zu unserer Intuition und schöpferischen Ausdruckskraft auf. Daraus entsteht eine sehr authentische Praxis, die immer frisch und lebendig, nährend und inspirierend ist.
- Den Atem als Schlüssel nutzen: Unser Atem ist unser Lebenselixier. Shakti ist die Bewegung des Atems, Shiva die Stille zwischen den Atemzügen. Mit jedem bewussten Atemzug zelebrieren wir Shakti, denn mit jeder Einatmung empfangen wir Leben und mit jeder Ausatmung geben wir es wieder zurück. Eine vom Atem geführte Yogapraxis vermag unmittelbar den Raum fürs Spüren, Fließen und Genießen zu öffnen. Als „Meditation in Bewegung“ kreiert sie innere Ruhe, Weite und schöpferische Entfaltung. Über bewusste Atemlenkung können wir selbst in statischen Yogahaltungen ein freudvolles Gefühl von innerem Flow und Lebendigkeit erleben. Mit bewusstseinstransformierenden Atem-Ritualen können wir uns von inneren Begrenzungen und traumatischen Erlebnissen befreien, und ein gesteigertes emotionales und spirituell-ekstatisches Erleben fördern.
- Das Nervensystem harmonisieren: Eine bewusste Atemlenkung, insbesondere eine langsame, tiefe Bauchatmung, ist auch hier sehr hilfreich, da sie das Nervensystem beruhigt und eine entspannte, offene Haltung fördert. Ebenso wirkt Tönen und Chanten harmonisierend und belebend auf unseren Parasympathikus, besonders wenn wir unserer Stimme erlauben weich und ungezwungen aus dem Inneren emporzusteigen. Bodyscan-Meditationen wirken besänftigend und bringen dich in tiefen Kontakt mit deinem Körper und gehen über reine Entspannungstechniken hinaus. So auch Yoga Nidra, eine Methode, die es ermöglicht leicht und genussvoll in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf zu treten, in dem das Nervensystem ausgeglichen wird, um eine Einheits-Erfahrung zu erreichen, aus der heraus wir Inspiration und Kraft schöpfen, kreieren und manifestieren können.
- Lebendige Rituale: Wir wecken und nähren das weibliche Prinzip auch, indem wir unser Leben als einen Ausdruck der göttlichen Schöpfungskraft erleben und uns dem Fluss des Lebens hingeben. Tantrische Traditionen betrachten das gesamte Leben als heilig und verehren es als göttlicher Ausdruck von Shakti in zahlreichen rituellen Praktiken, darunter Göttinnen-Mantras und Visualisierungen. Viele dieser Rituale sind „innere Praktiken“, bei denen wir bewusst Prana, die Lebensenergie, lenken, sei es durch die Arbeit mit den Chakren oder durch bewusste Atemübungen. Aber auch das gemeinschaftliche Zusammensein, zeremonielle Feiern und Genießen des Lebens können als Wege genutzt werden, um eine tiefere Verbindung zum weiblichen Prinzip herzustellen.
„Es ist unser Ziel, das ewige Spiel dieser Gegensätze im kosmischen Tanz von Shiva und Shakti zu vereinen.“
Ich möchte dich hiermit einladen, dein Leben und deine Praxis unter dem Aspekt der Harmonie der beiden Pole zu betrachten und entsprechend auszugleichen. Denn nur durch eine ausgewogene Yogapraxis lernen wir, diesen Tanz zu zelebrieren, die sich gegenseitig bedingenden Polaritäten in uns selbst zu umarmen und die Fülle des Lebens auszukosten.
Namasté & Love
Diana
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